Langzeitgedächtnis

Wieviel Platz ist in unserem Kopf?  Können wir uns an alles erinnern? Haben Tiere ein gutes Gedächtnis?

Erneut gibt es zwei Möglichkeiten für die noch vorhandene (jetzt im Kurzzeitgedächtnis befindliche) Information. Entweder sie verlischt oder sie geht über ins Langzeitgedächtnis. Dieser bekannteste Gedächtnisspeicher hat drei wesentliche Eigenschaften:

1.  Unbegrenzte Speicherdauer:

Die Haltbarkeit der gespeicherten Information ist möglicherweise unbegrenzt. Das “Wissen” ist eigentlich noch vorhanden, nur leider kann man es nicht wiederfinden. Hier hilft zum Verständnis eine Analogie: Sortiert der Bibliothekar ein Buch in der riesigen Bibliothek falsch ein, so wird er es wohl kaum jemals wieder finden.

2. Unbegrenzte Kapazität:

Auch wenn das Funktionsprinzip der Abspeicherung im Gedächtnis noch nicht einmal in den Grundzügen wissenschaftlich aufgeklärt ist, so sind sich die Wissenschaftler in einem Punkt nahezu einig:

Die Speicherkapazität des Langzeitgedächtnisses ist höchstwahrscheinlich unbegrenzt! Diese schier unendliche Leistungsfähigkeit ist uns von Natur aus gegeben, doch wir müssen lernen, diese fast unbegrenzten Möglichkeiten durch richtige Strategien und Training nutzbar zu machen.

3. Kurze Abrufzeit:

Kaum jemand macht sich darüber Gedanken, welche phantastischen Prozesse ablaufen, um eine Frage wie “Kennen Sie den Wimbledon-Sieger im Tennis von 1961”, prompt mit “Ja” oder “Nein” beantworten zu können. Wir haben enorm effiziente Mechanismen (Algorithmen), um diese Entscheidung mit großer Sicherheit in Sekundenbruchteilen treffen zu können; und das bei einer schier unvorstellbaren Datenmenge, die bei jedem von uns Erwachsenen abgespeichert ist.

Tierisch gute Gedächtnisleistungen!

Biologische Studien zeigen, dass ein gutes Gedächtnis keine typisch menschliche Eigenschaft ist. So entdeckte der New Yorker Neurophysiologe Eric Kandel, dass die Meeresschnecke Aplysia ein sehr sensibles Gedächtnis für unangenehme Berührungen hat. Ein zweimaliges Zwicken merkte sich die Schnecke nur einige Minuten, fünfmaliges Zwicken konnte die Schnecke dagegen mehrere Tage nicht vergessen.

Ein erstaunliches episodisches Gedächtnis zeigten Buschhäher in Fütterungs-Versuchen: Obwohl die Vögel eigentlich Schmetterlingsraupen lieber essen als Erdnüsse, griffen die Häher in Tests nicht zu den vor längerer Zeit eingegrabenen Raupen, sondern nahmen weiter mit den Nüsschen vorlieb. In ihrem episodischen Gedächtnis hatten sie offenbar abgespeichert, dass es keinen Sinn macht, nach den Raupen zu suchen – sie waren längst verschimmelt (eine Fähigkeit, die Menschen – betrachtet man manchen Kühlschrank – nicht immer besitzen).

Dem Elefanten-Gedächtnis machen die Dickhäuter alle Ehre: Verhaltensforscher in England fanden heraus, dass Elefanten bis zu 100 Artgenossen an ihrem Getröte erkennen. Den individuellen Ruf können die Rüsseltiere auch noch nach Jahren einem Bekannten zuordnen. Und selbst die sprichwörtlichen Schafe sind nicht die Dümmsten: Bis zu 50 Gesichter von Artgenossen können sie sich merken.

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