Die 7 Mentalfaktoren

In diesem Artikel werden die entscheidenden Faktoren erklärt, die ein schnelles und abrufsicheres Lernen ermöglichen.

Die dargestellte Grafik soll diese für unser neues Lernen erforderlichen Faktoren, die ich Mentalfaktoren nenne, graphisch zusammenfassen: Lassen Sie mich diese 7 Mentalfaktoren im einzelnen näher erläutern, die auch die Basis der Jahrtausende alten Mnemotechnik (von der griechischen Göttin Mnemosyne abgeleitet, bedeutet Mnemonik “Gedächtniskunst”) darstellen.

Phantasie

In vielen Schulen, Universitäten und Fortbildungsinstituten wird der Fehler gemacht, den Lernstoff stets auf das Wesentliche reduzieren zu wollen. Aber dieser reduktive Ansatz beraubt uns der unermesslichen Kreativität unseres Geistes. Schließlich hat unser Gehirn in hunderttausenden von Jahren gelernt, Unwichtiges vom Wichtigen zu trennen. Aber um die Bedeutung einer Information zu erhöhen, ist das Anregen unserer Sinne entscheidend; und zum langzeitigen und geschmeidigen Behalten ist das Hinzufügen von phantasievoller Information stets immens hilfreich.

Es ist fast wie bei Geschenken, so manches mal verhilft erst die wundervolle Verpackung dem darin befindlichen Geschenk zu wahrer Vollkommenheit. Auch Sie werden im Training erfahren, wie phantasievolles Lernen zu einem “phantas”-tischen Gedächtnis führt. Wenn Sie sich beispielsweise “torche” das französische Wort für “Fackel” einprägen wollen, indem Sie sich einen Storch vorstellen, der die Fackel im Schnabel trägt, dann gratulieren wir zu Ihrer Phantasie -Leistung.

Emotion

Dieser Faktor bedarf kaum der weiteren Erklärung. Jeder weiß, dass Informationen oder Ereignisse über lange Zeit – manchmal (leider) ein Leben lang – in Erinnerung bleiben, wenn sie starke emotionale Empfindungen hervorgerufen haben. Hirnforscher finden immer mehr Beweise, dass Gefühle eine zentrale Rolle beim Erinnern spielen. Man kann fast behaupten, dass Emotionen als perfektes Fixiermittel oder Kleber für Informationen fungieren. Diesen Umstand machen wir uns beim Lernen zu Nutze, indem wir bewusst emotionale Bilder in das zu lernende Material integrieren. Dabei können wir die gesamte Palette unserer Gefühlsregungen nutzen, die uns von der Natur gegeben sind: wie Humor, Zorn, Leidenschaft, Grusel, Erotik, Furcht etc. Wenn es Ihnen leicht fällt, sich den Begriff “aride Trockenzone” für einen Vortrag einzuprägen, wenn Sie an den schrecklichen Durst in der Wüste oder an das Death Valley denken, haben Sie das Emotions-Prinzip perfekt umgesetzt.

Logik

Der beste Weg Lernmaterial abzuspeichern ist sicherlich, ein logisches Verständnis für den Sachverhalt zu entwickeln. Doch leider ist dieses nicht immer möglich. Entweder wäre es zu langwierig, die tiefen Zusammenhänge zu verstehen; oder – was häufiger ist – dem Lernmaterial liegt überhaupt keine Logik zu Grunde, wie z.B. bei Vokabeln oder Namen.

Haben wir jedoch das Lernmaterial durch die vorher beschriebenen Schritte in der richtigen Art und Weise aufbereitet, sind wir nun fast immer in der Lage, unsere Logik und Kombinationsgabe zur noch intensiveren Abspeicherung einzusetzen. Eine digitale Ziffernfolge wie 101001000100101 können Sie sich spontan besser merken, wenn Sie die auf- und absteigende Folge der Nullen erkennen – Gratulation zu Ihrem Logik-Blick!

Lokalisation

Dieser mentale Schritt beim Lernen von neuem Material ist für Sie wohl der unbekannteste und doch der älteste methodische Weg, um Wissen so abzuspeichern, dass es nicht nur lückenlos, sondern auch in einer ganz bestimmten Reihenfolge aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann. Hierzu “verorten” wir das Lernmaterial, d.h. wir verankern es beim Lernen an einem ganz bestimmten Ort bzw. Platz (lat. Locus = Ort, Stelle, Platz) einer uns bekannten Umgebung. Dort können wir es dann, wenn wir das Wissen wiedergeben sollen, gezielt lokalisieren und abrufen.

Diese unglaublich gut funktionierende Hauptmethode wird später noch genauer erklärt. Sie wird wohl aber bereits verständlich, wenn Sie sich überlegen, was Sie tun, wenn Sie z.B. Ihren Schlüssel in Ihrem Heim verlegt haben und die hektische Phase des ziellosen Herumsuchens hinter sich haben. Dann werden Sie nämlich im Geiste durch die Räume und an die Stellen gehen, wo Sie waren, als Sie den Schlüssel noch hatten, und werden mental nachvollziehen, ob Sie ihn an den jeweiligen Orten abgelegt haben. Meist kommt einem dann der erlösende Gedankenblitz!

Visualisation

Diese phänomenale Fähigkeit des Menschen, im Geiste Bilder entstehen zu lassen, die gar nicht in der wirklichen Welt aktuell für uns durch unsere Sinnesorgane wahrgenommen werden, ist nicht nur der abschließende, sondern vielleicht auch der wichtigste Schritt, um unbegreifliche Gedächtnis-leistungen zu erreichen.

Alle Lerninhalte werden mit Unterstützung der oben aufgeführten Mentalfaktoren so deutlich wie möglich im Geiste als „mentales Bild“ vorgestellt und in dieser Gestalt vom Gedächtnis abgespeichert.

Warum? Nun, weil jeder von uns eine immense Fähigkeit hat, bildhafte Informationen abzuspeichern.
So haben Sie vielleicht auch schon festgestellt, dass sich Telefonnummern oftmals besser im Gedächtnis memorieren lassen, wenn man sich das Muster beim Eintippen auf dem Tastenfeld einprägt – ein sehr nützliches Beispiel für Visualisation!

Transformation

Das Transformieren soll uns helfen, schwer Verdauliches in leckere Lernhappen “umzuwandeln”. Oft haben wir es beim Lernen mit vollständig abstrakter Information zu tun, wie z.B. Zahlen oder auch schwierigen Vokabeln. Wahrscheinlich aufgrund der Verarbeitungsprozesse unseres Gedächtnisses ist es für jeden Menschen schwer; sich solche abstrakte, also unanschauliche Information einzuprägen. In diesem Fall führt man vor dem eigentlichen Lernen eine Transformation durch, d.h. man wandelt den theoretischen in einen anschaulicheren Lernstoff um und speichert diesen dann ab.

Wenn es Ihnen gelingt, sich die Ordnungszahl 92 des chemischen Elements Uran besser zu merken, weil ein lieber Ur-Ahn (z.B. Großopa) von Ihnen tatsächlich auch mit 92 Jahren gestorben ist, dann haben Sie die abstrakte Zahl prima zu einem emotionsgeladenen Alter transformiert.

Assoziation

Mit diesem Begriff wird die Fähigkeit bezeichnet, Verbindungen zwischen Informationen herzustellen. Es ist allgemein anerkannt, dass durch diesen Prozess des Assoziierens Lernstoff leicht aufgenommen wird und auch länger abrufbar bleibt.

Gleichzeitig wird dabei die Intelligenz geschult, da es manchmal ganz und gar nicht offensichtlich ist, wie man zwei Begriffe, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, miteinander gedanklich verbinden soll. Doch durch intelligentes, differenziertes Denken wird man immer eine für das Einprägen hilfreiche Assoziation finden.

Es sei hier noch anzumerken, dass man beim assoziativen Lernen zwei Bereiche unterscheiden muss: Zum einen kann man Assoziationen zwischen den neu aufzunehmenden Lerneinheiten kreieren und so eine schnellere Abspeicherung des entstandenen Wissenskomplexes erreichen; oder man schafft eine Assoziation zwischen dem zu lernenden Material und bereits im Langzeitgedächtnis abgespeichertem Material. Übrigens ist letzteres die Erklärung dafür, warum man umso leichter lernt, je mehr man weiß – viel abgespeichertes Wissen führt zu vielen Assoziationsmöglichkeiten! Wenn man in dem Pin-Code 9871 die Jahreszahl der französischen Revolution erkennt, dann ist das eine gelungene Assoziation!

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